Skoda Octavia IV Combi (2020)
In der Mittelklasse angekommen

Die 4. Generation des Skoda Octavia tritt in große Fußstapfen. Wir prüfen, ob das neue Modell das Zeug dazu hat, die hohen Erwartungen zu erfüllen.

Skoda Octavia IV Combi
Foto: Hans-Dieter Seufert

Der Octavia der Neuzeit hat, wie die Marke Skoda an sich, eine beachtliche Entwicklung durchgemacht: von einer eher emotionslosen, aber praktischen und vor allem preiswerten Alternative in der Kompaktklasse hin zu einem Erfolgsmodell, das sich mit den besten seiner Art messen kann und längst nicht mehr nur die Basisansprüche in Sachen Leistung und Komfort bedient. Dies lässt sich auch am selbstbewussten Design der vierten Octavia-Generation ablesen: Die breite Brust in Form des flacheren Kühlergrills mit direkt anschließenden Scheinwerfern und den horizontal angelegten Rückleuchten (jeweils in LED-Technik) vermittelt trotz nur moderat gewachsener Abmessung den Eindruck eines komplett anderen, erwachseneren Octavia-Typs.

Unsere Highlights

Dabei vernachlässigt er seine bekannten – und weiterhin erwarteten – Qualitäten nicht: Ein überdurchschnittliches Raumangebot und viele praktische Alltagshelfer gehören immer noch zum Pflichtprogramm. Doch die europäische und asiatische Konkurrenz war in den letzten Jahren nicht untätig, und so gab es für den Neuen ein umfangreiches Lastenheft: Infotainment und Connectivity auf den neuesten Stand bringen, das Angebot an Assistenzsystemen ausbauen, die Motorenpalette CO2-gerecht modernisieren und schließlich: einen harmonischen Fahreindruck schaffen, der zum neuen Gesamtbild des Octavia passt. Eine anspruchsvolle Vorgabe, zumal der Octavia eine besondere Bedeutung für die Marke hat, gut ein Drittel der Verkäufe ausmacht.

Neue Optik, neues Bedienkonzept

Nach unseren ersten Begegnungen mit dem neuen Modell gilt es nun zu klären, wie sich das Serienmodell auf der Straße und nicht zuletzt bei der Bedienung schlägt. Nicht erst seit den ersten Tests des Konzern-Cousins VW Golf war klar, dass auch der neue Octavia einen Touchscreen als zentrales Bedienelement bekommt, was nicht überall gleichermaßen gut ankam. Dazu lässt sich gleich zu Beginn festhalten: Natürlich gibt es Ähnlichkeiten zum Golf, aber eben auch Unterschiede. Das Interieur wirkt in den ersten Demo-Autos mit Style-Ausstattung hochwertiger als bisher. Zierstoffe auf dem Armaturenbrett, strukturierte Dekorleisten und das erstmalig verfügbare Ambiente-Licht tragen ebenso dazu bei wie die kleinen gestalterischen Kniffe an Lenkrad und Türgriffen, die bestimmte Elemente optisch quasi frei stehen lassen.

Skoda Octavia IV Combi
Hans-Dieter Seufert
Die Materialqualität ist höher als bisher.

Apropos frei stehen: Wie beim Golf ragt der Infotainment-Touchscreen über die Armaturentafel hinaus, ist aber nicht an die Cockpit-Hutze angedockt. Und wie beim Golf gibt es unterhalb des Displays eine berührempfindliche Rinne, mit der beispielsweise die Lautstärke direkt verstellt werden kann. Das funktioniert tatsächlich intuitiv und ohne spürbaren Zeitversatz. Anders als im Golf zieht sich die Leiste im Octavia aber über die volle Breite, die Klima-Einstellungen erfolgen in einem dafür reservierten Bereich des Touchscreens.

Und wie fährt der neue Octavia? Beim 150-PS-Benziner (1.5 TSI ACT) fallen zunächst die hohe Laufkultur und das niedrige Geräuschniveau auf. Zusammen mit dem angenehm, aber nicht zu leichtgängig schaltbaren Sechsganggetriebe ergibt sich ein äußerst kultivierter Antriebsstrang, der den 1,4-Tonner angemessen motorisiert. Nur wer genau darauf achtet, kann bei Teillast im Zweizylinder-Modus ein entferntes Trommeln ahnen.

Skoda Octavia IV Combi
Hans-Dieter Seufert

Kultivierter Benziner, kräftiger Diesel

Der gleich starke Diesel macht hingegen keinen Hehl aus seinem Arbeitsprinzip. Stets mit einem Siebengang-DSG verbunden, ist er akustisch präsenter, ohne jedoch störend brummig zu wirken. Mit maximal 360 Nm Drehmoment (1.5 TSI: 250 Nm) schiebt er spürbar kräftiger an und bietet größere Reserven, zum Beispiel für Gespannfahrten (Anhänge-/Stützlast: 1.600/80 kg). Anhängernutzer werden sich aber über die kleinen Außenspiegel ärgern und vermutlich auch über den kleineren Kraftstofftank (45 statt bisher 50 Liter).

Dafür bietet der neue Octavia Combi einen gegenüber dem Vorgänger klar verbesserten Federungskomfort. Fugen und Schlaglöcher werden in fast allen Fällen sanft ausgebügelt; nur in seltenen Fällen signalisiert das (unbeladene) Heck zusätzlichen Dämpfungsbedarf. Bleibt noch der Blick auf die Preise: Der Octavia Combi startet als 1.5 TSI Ambition vorerst bei 28.060 Euro – selbstbewusst, aber gerechtfertigt.

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Fazit

Die vierte Octavia-Generation vollendet den Sprung in die Mittelklasse, kann sich jetzt nicht nur beim Raumangebot, sondern auch bei Komfort und Materialanmutung mit neuen Wettbewerbern messen.

Technische Daten
Skoda Octavia Combi 1.5 TSI AmbitionSkoda Octavia Combi 2.0 TDI SCR Ambition
Grundpreis31.360 €35.690 €
Außenmaße4689 x 1829 x 1505 mm4689 x 1829 x 1505 mm
Kofferraumvolumen640 bis 1700 l640 bis 1700 l
Hubraum / Motor1498 cm³ / 4-Zylinder1968 cm³ / 4-Zylinder
Leistung110 kW / 150 PS bei 5000 U/min110 kW / 150 PS bei 3000 U/min
Höchstgeschwindigkeit223 km/h225 km/h
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AUTO MOTOR UND SPORT 09 / 2024
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Erscheinungsdatum 11.04.2024

148 Seiten