Mobility & Safety Award 2019 Vialytics gewinnt mit Schlagloch-App

Drei Gründer aus Stuttgart haben eine App entwickelt, mit der Städte und Gemeinden Schlaglöcher entdecken und im Straßenbau viel Geld sparen können. Dafür hat Vialytics den mit 10.000 Euro dotierten Mobility & Safety Award gewonnen.

Vialytics
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Patrick Glaser, Achim Hoth und Danilo Jovicic vom Stuttgarter Start-up Vialytics gewinnen den auto motor und sport Mobility & Safety Award, der gemeinsame Verkehrssicherheitspreis von auto motor und sport und HUK-COBURG. Der Award ist mit 10.000 Euro dotiert und wurde im Rahmen des auto motor und sport KONGRESSES in Stuttgart überreicht.

Schlagloch-App scannt schlechte Straßen

Vialytics

Die Vialytics-App ermöglicht eine zielführende, preisgünstige und präzise Überwachung der Straßenoberfläch. Per Smartphone wird aus Kommunalfahrzeugen heraus der Straßenzustand gescannt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Statt wie bisher den Zustand der Straßen nur alle paar Jahre von teuren Spezialfirmen prüfen zu lassen, erledigt die App diese Arbeit nebenher. Weil die App günstiger ist, als ein Messfahrzeug über die Straßen zu schicken, und Schäden schneller entdeckt werden können, sparen die Kommunen Geld.

Größter Kunde: Leipzig

Das Stuttgarter Startup konnte zuletzt Leipzig als Kunden gewinnen, einige kleinere Städte wie Furtwagen, Freudenstadt oder Kornwestheim nutzen die App schon. Etwa 2240 Kilometer Straßen hat die App erfasst, eine Million Bilder hat das Startup dabei ausgewertet. Das erledigt inzwischen ein Algorithmus, den Vialytics entwickelt hat. „Ein Jahr lang haben wir dem Algorithmus beigebracht, was ein Schlagloch ist und die Bilder dafür manuell ausgewertet“, erklärt Glaser, der als Ingenieur im Team die Kunden betreut. Noch heute schaut sich zur Qualitätssicherung ein Mitarbeiter Bilder an; das sei jedoch nur noch bei fünf von 100 Bildern nötig.

Die App läuft auf einem iPhone, das exakt waagrecht ausgerichtet, hinter der Windschutzscheibe montiert ist. Der Vorteil: Zum Abfahren braucht es kein teures Messfahrzeug, sie kann in einem Linienbus oder einer Kehrmaschine nebenher mitlaufen. Innerhalb eines halben Jahres sollte die Kommune alle ihre Straßen abfahren.

Alle vier Meter ein Bild

Tim Ramms (MOTOR PRESSE STUTTGART), Patrick Glaser (Vialytics), Jörg Rheinläner (HUK Coburg)

Einmal aktiviert, macht die App alle vier Meter ein Bild, der Erschütterungssensor im iPhone liefert zusätzliche Daten. Die werden übertragen, sobald das Smartphone das nächste Mal in einem WLAN angemeldet ist. Vialytics wertet die Daten aus und schickt der Kommune zwei Mal im Jahr einen Zustandsbericht ihrer Straßen. Das ist schneller und günstiger als bisher: In größeren Kommunen erledigte das meist alle fünf bis sieben Jahre ein Ingenieurbüro. „Bezogen auf ein Jahr kostet unsere App ein Fünftel der bisherigen Methode“, sagt Glaser.

Auch Verkehrsschilder kann die App checken

Dazu kommt der Vorteil des schnelleren Erkennens von Schäden: Der Algorithmus erkennt zwei Millimeter lange Risse im Asphalt. Das senkt die Instandhaltungskosten drastisch – Glaser vergleicht den Effekt mit der Vorsorge beim Zahnarzt. Mittlerweile arbeiten 18 Leute bei dem Startup, hauptsächlich Algorithmus-Entwickler. Die nächsten Schritte? Glaser kann sich vorstellen, dass der Algorithmus auch Schachtdeckel und den Zustand von Verkehrsschildern überprüft.