Geschichte des Autolichts
Von der Kerze zum Laserlicht

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Am Anfang war die Kerze, dann kam Gas und heute leuchten LED am Auto: Wir erhellen die Geschichte des Autolichts über Xenon bis zu OLED.

Audi TT Matrixlicht
Foto: Audi

Als 1886 Gottlieb Daimler das weltweit erste Kraftfahrzeug mit Verbrennungsmotor baute setzte man zur Beleuchtung auf Kerzen. Diese wurden schlicht von den Kutschen übernommen. Auch die ersten Autofahrer mussten sich mit ähnlichen Scheinwerfern begnügen. Seitdem ist viel passiert, von der Entwicklung des Bosch-Lichts bis zur LED-Technik heutiger Tage.

Elektrisches Licht

Als die Autos schneller wurden und Sichtweite auch bei Dämmerung und Dunkelheit gefragt war, experimentierte man auch mit Petroleumlampen. Karbidlampen (siehe oben) ersetzten zunächst die Kerzen. Doch damit waren Überlandfahrten eine mühsame Angelegenheit: Die Karbidlampen mussten jedes Mal neu entzündet werden. Zudem bedeuteten sie eine ständige Brandgefahr und die Sichtweite betrug nur wenige Meter. 1913 brachte Bosch den Strom mithilfe eines Generators ins Auto. Dieser betrieb den ersten elektrischen Scheinwerfer der Welt, das Bosch-Licht.

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B2 1913 brachte Bosch den Strom mithilfe des Generators ins Auto

Dies war ein Quantensprung. Das Bosch-Licht ließ sich auf Knopfdruck ein- und ausschalten und verbesserte die Sichtweite um ein Vielfaches.

Bilux

Mit dem 540 K präsentierte Mercedes 1936 das Bilux-Licht. Hier steckte erstmals im Reflektor des Scheinwerfers eine Birne mit zwei Fäden. Diese Technik war nun bis in die 70-er Jahre Standard. 1968 ließ ein exotisches Highlight aufhorchen: Mitlenkende Scheinwerfer des Citroën DS konnten bei Kurvenfahrt den Lichtkegel schwenken.

Halogen

Mit dem Mercedes SL (R107) hielt 1971 Halogenlicht in Gestalt der H4-Lampe Einzug ins Auto. Sie vereinte erstmals Abblend- und Fernlicht in einem Glaskolben und konnte mit ihrer Lichtstärke die bis dahin gewohnte Sichtweite schlicht verdoppeln.

Xenon und mehr

1991 brachte BMW im 7er das erste Xenon-Licht auf die Straße. Scheinwerfer mit Gasentladungstechnik waren zuvor der Beleuchtung von Hallen, Straßen und ähnlichen Aufgaben vorbehalten. Erstmals kamen nun auch sogenannte DE-Scheinwerfer in Ellipsoidbauweise auf den Markt, Das ermöglichte es, Scheinwerfer besonders klein, aber mit hoher Lichtleistung zu bauen. Diese Technik ist aber nicht auf die Xenon-Lampen beschränkt. Super-DE-Scheinwerfer mit Reflektoren in Flächenbauweise steigerten die Lichtausbeute deutlich.

1999 ließ dann Mercedes im CL C215 die Xenon-Technik folgen, bei der erstmals auch das Fernlicht per Gasentladung funktionierte. Ab 2002 fanden das statische Kurvenlicht (Abbiegelicht) und danach das dynamische Kurvenlicht den Weg ins Automobil. Die Technik gab es bereits mehrere Jahre, Gesetzgebungshürden mussten aber erst genommen werden. Mercedes stellte 2006 sein Intelligent Light System (ILS) vor, ein adaptives Scheinwerfersystem mit variabler Lichtverteilung, das sich den Wetter-, Licht- und Fahrbedingungen automatisch anpasst.

LED

Die nächste Innovation in der Autolichttechnik hieß LED. Cadillac setzte die Leuchtdiode, die zuvor nur als Kontrollleuchte ihren Dienst versah, als erster Hersteller 1992 in der dritten Bremsleuchte ein. Ab 2000 kamen bei vielen Herstellern rote LED in Schluss- und Bremsleuchten zum Einsaz, später dann auch Blinkleuchten.

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B5 LED haben die Beleuchtung im Auto revolutioniert

Der Grund für den rasanten Zuwachs der letzten Jahre: Zum einen gilt die Technik als langlebig, zum anderen als energiesparend. Shuji Nakamura, ein US-amerikanischer Physiker japanischer Herkunft, entwickelte 1993 die blaue Leuchtdiode. Dies machte schließlich alle Lichtfarben möglich. Audi setzte als erster Hersteller 2004 im Audi A8 W12 weiße LED im Außenbereich als Tagfahrlicht ein.

Lexus brachte 2007 im ersten Serienfahrzeug der Welt, dem LS 600h, Frontscheinwerfer mit LED-Technologie auf den Markt. Erste Voll-LED-Scheinwerfer, die Abblend- und Fernlicht erzeugen, kamen 2008 im Audi R8 auf den Markt. Hella hatte die Technik bereits 2005 auf der IAA präsentiert. 2010 brachte Mercedes den neuen CLS (C218) mit Voll-LED-Scheinwerfern und ILS (bei Audi AFL) als Sonderausstattung. Damit waren auch die bisher nur Xenon-Scheinwerfern vorbehaltenen Features (Landstraßenlicht, Autobahnlicht, erweitertes Nebellicht, aktives Kurvenlicht sowie Abbiegelicht) für LED-Scheinwerfer verfügbar.

Elektrisch gesteuerte LED-Scheinwerfer sind der neueste Stand der Technik. 2013 präsentierte Audi das Matrix-LED. Die Intention: das Licht ausblenden, wo es blenden könnte (z.B. Gegenverkehr), und dort volles Licht, wo es nützt; alles ohne Mechanik.

Laser

2014 wurde das Laserfernlicht im Matrix-LED-Scheinwerferlicht im Audi R18 e-tron Quattro bei den 24 Stunden von Le Mans präsentiert. Audi und BMW bieten Laserlicht an, das bis zu 500 Meter weit strahlt. Klingt spektakulär, bringt aber ohne Adaptivfunktion wenig und nützt vorwiegend auf langen Geraden ohne Gegenverkehr.

OLED

Organische LED brauchen weniger Strom und Platz als LED, leuchten homogener, aber nicht so hell wie diese. Gut als Schlusslicht geeignet. Bereits verbaut in Audi TT RS, BMW M4 GTS, Mercedes S-Klasse Coupé.

Glossar

Ampere (A): Maß für die Stromstärke. Strom ab 10 mA schadet dem Menschen, ab 25 mA kann die Wirkung tödlich sein.

Candela (cd): Einheit für Lichtstärke, Quotient aus Lumen und Raumwinkel.

Kelvin (K): Farbtemperatur des Lichts. Leicht bläulich schimmerndes Xenon-Licht liegt bei etwa 4000 Kelvin, weiße LED-Scheinwerfer bei etwa 5500. Für Scheinwerfer sind maximal 6000 Kelvin zulässig.

LED: englisch, Abkürzung von "light-emitting diode". Halbleiter, der bei Anlegen einer Spannung in Durchlassrichtung Licht aussendet. Der japanische Forscher Shuji Nakamura baute 1993 die erste blaue LED und bekam 2014 für seine Forschung den Physik-Nobelpreis.

Lumen (lm): gesamter Lichtstrom einer Lichtquelle.

Lux (lx): Beleuchtungsstärke. Maß für die Stärke einer Lichtstrahlung, zum Beispiel auf einer bestimmten Fläche oder in einer bestimmten Entfernung. Fernlicht muss in 100 Metern Entfernung 1 Lux erreichen, Bürolicht mindestens 500 Lux hell strahlen.

OLED: lichtemittierende Diode aus Kunststoffen. Leicht, dünn, flexibel und sparsam, aber noch relativ teuer.

Watt (W):Spannung (Volt) mal Stromstärke (Ampere) gleich elektrische Leistung (Watt). Benannt nach dem Ingenieur James Watt (1736–1819).

Volt (V): Spannung. Physikalisch: Widerstand (Ohm) mal Stromstärke (Ampere). Im Auto bis in die 1960er-Jahre 6, dann 12 und künftig 48 Volt.

Fazit

Die Innovationsgeschwindigkeit der letzten Jahre wird an der kurzen Geschichte der Auto-Lichttechnik besonders deutlich. 2015 wurde von der UNO nicht umsonst zum Internationalen Jahr des Lichts ausgerufen.

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Erscheinungsdatum 11.04.2024

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