Lordstown Endurance (2021)
E-Pickup-Hersteller feiert erste Beta-Prototypen

Lordstown Motors ist bei der Entwicklung seines Elektro-Pickups einen Schritt weitergekommen. Im September soll das Serienauto kommen, der Preis steht schon fest.

06/2020, Lordstown Endurance
Foto: Lordstown Motors

Lordstown im Bundesstaat Ohio beherbergte über 50 Jahre eines der größten US-Werke des Autogiganten General Motors. Seit Mitte der 60er Jahre sind dort mehr als 16 Millionen Autos vom Band gerollt, darunter Ikonen wie die Chevrolet-Limousinen Caprice und Impala, der Pontiac Firebird und die Lieferwagen-Geschwister Chevrolet Van und GMC Vandura. Doch nun, da die Produktion des Kompaktwagens Cruze – seines Zeichens das letzte in Lordstown produzierte GM-Modell – ausgelaufen ist, hat der Konzern keine Verwendung mehr für das Werk.

Neue Mobilität im Alltag

Nach monatelangen Gesprächen hatte GM das Werk inklusive Ausrüstung vor einigen Monaten offiziell verkauft. Neuer Besitzer ist das Elektroauto-Startup Lordstown Motors. Das Unternehmen möchte im Norden des Bundesstaates Ohio elektrische Nutzfahrzeuge bauen, die "kostengünstig für Flotten" und außerdem sicherer und produktiver als Konkurrenzprodukte sein sollen. Die Firma hat den Anspruch, "das führende Epizentrum für Elektrofahrzeuge in der Region zu schaffen". Dabei sollen künftig 4.000 bis 5.000 Mitarbeiter helfen.

Erste Beta-Prototypen des Lordstown Endurance

Ob das alles wirklich klappt und ob Lordstown bei seinen geschäftlichen Aktivitäten seriös vorgeht, wurde kürzlich allerdings in Zweifel gezogen. Der Shortseller Hindenburg Research beschuldigte das Startup, mit unlauteren Methoden und unhaltbaren Versprechungen Investoren zu täuschen, woraufhin der Aktienkurs absackte und die US-Börsenaufsicht Ermittlungen aufnahm. Kein Wunder, dass Lordstown jede Möglichkeit für positive Publicity nutzt und nun groß die Fertigstellung der ersten beiden Beta-Prototypen seines Erstlingswerks namens Endurance feiert. Das Duo bildet die Vorhut zu einer insgesamt 59 Elektro-Pickups umfassenden Flotte, mit der potenzielle Kunden die Autos im harten Alltagseinsatz testen sollen.

04/2021, Lordstown Endurance Beta Prototyp
Lordstown Motors / Facebook
Das erste Lordstown-Modell ist ein Elektro-Pickup und trägt den Namen Endurance.

Der E-Pickup zeigte im vergangenen Jahr erstmals sein endgültiges Design mit viertüriger Kabine und im Verhältnis recht kurzer Ladefläche. Charakteristisch sind die schmalen Leuchten an beiden Enden des Pritschenwagens, die jeweils die farblich abgesetzten Charakterlinien begrenzen. Und der fehlende Kühlergrill in der Front, der in Ermangelung eines Verbrennungsmotors aus technischer Sicht schlicht nicht mehr benötigt wird. Einige Lufteinlässe gibt es trotzdem – es müssen ja auch noch andere Teile gekühlt werden.

Über 400 km Reichweite und Over-the-Air-Updates

Erstmals ist auch klar die technische Besonderheit des Lordstown Endurance zu erkennen: Durch jede Felge schimmert der jeweilige E-Motor mit goldfarbener Lackierung. Mit dem Layout "ein Motor pro Rad" soll die Anzahl der beweglichen Teile reduziert und gleichzeitig ein Allradantrieb gewährleistet werden. Die Gesamtleistung soll in der Spitze 608 PS betragen. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Lordstown mit 128 km/h an, von null auf 60 mph (96,6 km/h) soll der Elektro-Pickup in 5,5 Sekunden beschleunigen.

Die Reichweite für den fünfsitzigen Pickup gibt Lordstown Motors mit mindestens 402 EPA-zertifizierten Kilometern an. An Level 3 DC-Ladestationen soll sich der in seiner Kapazität noch nicht näher benannte, aber im Fahrzeugboden untergebrachte Akku in 30 bis 90 Minuten nachladen lassen. Als elektronische Sicherheits-Features bringt der Endurance einen Spurhalteassistenten, eine automatische Notbremse und einen Warner vor rückwärtigem Verkehr mit. Over-the-Air-Software-Updates sollen ebenso möglich sein wie die Stromversorgung technischer Geräte über Außensteckdosen. Die maximale Anhängelast soll 3,4 Tonnen betragen, die Radgröße beziffert Lordstown Motors mit 20 Zoll.

Klassisch gestaltetes Cockpit

Innen zeigt sich ein klassisch gestaltetes Cockpit aus grauem Kunststoff mit Vierspeichen-Multifunktions-Lenkrad und – typisch Pickup – breiter Mittelkonsole. Auf dem Armaturenbrett sitzt ein horizontal ausgerichteter Bildschirm, der links digitale Instrumente und rechts die Infotainment-Zentrale beherbergen dürfte. Detailbilder zeigen neben den unvermeidlichen Becherhaltern und großzügig bemessenen Ablageflächen ein Dreh-/Drückstell-Rädchen als Befehlsinstrument. Die Sitze tragen Stoffbezüge.

06/2020, Lordstown Endurance
Lordstown Motors
Typisches Pickup-Cockpit mit horizontal ausgerichtetem Bildschirm.

Aktuellen Ankündigungen zufolge will Lordstown Motors im September 2021 mit der regulären Serienfertigung des Endurance beginnen. Aller Schwierigkeiten zum Trotz bleiben die Pläne ambitioniert: Langfristig sollen in Lordstown 600.000 Elektro-Pickups pro Jahr entstehen. Die Bestelllisten sind bereits geöffnet: Für 1.000 Dollar können sich künftige Kunden registrieren und damit Interesse signalisieren. Als Grundpreis hat Lordstown für den Endurance 52.500 Dollar genannt, was aktuell etwa 44.800 Euro entspricht.

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Das könnte klappen. Elektrische Pickups sind derzeit schließlich ein Riesenthema.Das Projekt wird scheitern. Hier sind doch zu viele Ungereimtheiten im Spiel.

Fazit

Die Pläne, in Lordstown jährlich 600.000 E-Pickups zu bauen, scheinen sehr ambitioniert zu sein. Schließlich wurden dort zu Spitzenzeiten gerade einmal rund halb so viele Cruze-Exemplare produziert. Doch Lordstown Motors verfolgt trotz aller Probleme weitgehend unbeeindruckt seine Pläne. Nun muss der Endurance "nur" noch produziert werden ...

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