Jaguar XJ 220 (1992)
Supercar-Schnäppchen der 90er

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Für Jaguar war der XJ 220 ein Flop. Heute ist das Supercar eine Ikone der 90er, die vergleichsweise günstig zu haben ist.

Jaguar XJ 220 (1992)
Foto: Historic Auctioneers

Wären nur die Ankündigungen nicht gewesen. Und die kleine Krise, in die Preise von Sammlerautos Anfang der 90er gerieten. Der XJ 220 ist zunächst ein Held der Konjunktive, als Jaguar ihn 1988 auf der British Motor Show in Birmingham ankündigt: 220 Meilen pro Stunde (mph) soll er fahren, einen V12 und einen Allradantrieb bekommen. Das alles für weniger als 300.000 britische Pfund. 1.500 Kunden kündigen an, einen haben zu wollen.

Das Dilemma des Jaguar XJ 220

Vier Jahre später ist der XJ 220 fertig: Er hat einen V6-Turbomotor, Hinterradantrieb und kostet über die Hälfte mehr: 470.000 britische Pfund will Jaguar haben. Das entspricht damals astrononmischen 750.000 Mark.

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Zugegeben, der fünf Meter lange, 2,20 Meter breite und 1,15 Meter flache Sportwagen sieht spektakulär aus, hat ein edles Interieur und geht richtig gut: 3,5 Sekunden reichen für den Sprint von null auf 60 mph (96 km/h). Schalten muss der Fahrer dabei nicht, der erste Gang reicht bis 107 km/h. Eine Runde Nordschleife schafft der XJ 220 in 7:46 Minuten.

Nicht ganz 220 mph Höchstgeschwindigkeit

Doch für die namensgebende Höchstgeschwindigkeit reicht es selbst mit ausgebauten Katalysatoren und großzügig interpretierter Höchstdrehzahl nicht ganz: 217,1 mph erreicht Martin Brundle in Nardo mit einem XJ 220. Das sind immer noch sehr schnelle 347,36 km/h. Doch da ist der Ruf des Über-Jaguar schon nicht mehr der Beste, Kunden stornieren, am Ende werden 275 Autos verkauft. Andere Quellen sprechen von 281 Autos.

Dieser Jaguar XJ 220 wurde 2020 schon mal versteigert

Entsprechend selten sind die Gelegenheiten, einen zu bekommen. Sollte man meinen. Doch allein das Auktionshaus Silverstone listet auf seiner Seite 33 XJ 220, die in den vergangenen Jahren versteigert wurden. Einer davon, ein 1993er in Silverstone Green Metallic, wird nun erneut verkauft. Während einer Silverstone-Online-Auktion am 31. August 2020 brachte das Auto 210.000 Pfund. Ein Jahr später wurde das Auto für 305.640 britische Pfund verkauft, umgerechnet 351.500 Euro – gut die Hälfte mehr als vor einem knappen Jahr bezahlt wurde. Im Vergleich zu anderen Ikonen wie Ferrari F40 oder Porsche Carerra GT ist das ein Schnäppchen.

Jaguar XJ 220 (1992)
Historic Auctioneers
Der 3,5-Liter-V6-Biturbo leistet 550 PS.

Als Neuwagen wurde der XJ 220 nach Belgien geliefert; er ist seither rund 22.700 Kilometer gelaufen. Solche niedrigen Kilometerstände sind bei Supersportwagen keine Seltenheit: Der Praxisnutzen ist gering, die Werkstattkosten sind hoch und zum Herumzuckeln haben deren Besitzer häufig andere Autos in der Garage. Der vorige Besitzer investierte 61.000 Pfund, also rund 70.000 Euro, oder den Gegenwert eines nune F-Type Cabriolets, in Wartung und Reparaturen: Der alle sechs Jahre fällige Service wurde erledigt, der Zahnriemen gewechselt und sämtliche Dichtungen am Motor ersetzt. Die Bremsen wurden überholt und abgedichtet, sowie kleinere Arbeiten erledigt, erklärt das Auktionshaus. Zwischen 325.000 und 375.000 britische Pfund soll der Jaguar bringen, wenn er am 18. April in Ascot versteigert wird. Das entspricht 373.000 bis 431.000 Euro.

Schätzpreis 2019: rund 400.000 Euro

In Goodwood wurde einer für 450.000 Euro versteigert. Silverstone Auctions hat am 9. November 2019 einen XJ 220 in Silbermetallic versteigert. Das Auto stammte aus zweiter Hand, war 2.000 Meilen gelaufen und hatte erst kurz vor der Auktion eine Inspektion für 27.000 Pfund erhalten. Der Schätzpreis lag 2019 bei 350.000 bis 400.000 Pfund, umgerechnet 333.880 bis 445.170 Euro. Versteigert wurde das Auto dann für 362.000 Pfund.

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Fazit

Noch heute ist der Jaguar XJ 220 ein spektakuläres Auto, das zudem die Hälfte eines Ferrari F40 kostet. Selten ist er außerdem und seine teilweise tragische Geschichte macht ihn nur interessanter.

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